Eines der ältesten Turniere in Deutschland ist wahrscheinlich die Wilde Sau in Hammelburg – immerhin fand sie zum 54. Mal statt. Dieses Jahr beginnend ab dem Schützenhaus mit einem deutlich anspruchsvolleren Profil als 2017, dazu noch in den Juli vorverlegt mit entsprechend höheren Temperaturen, was im bergigen Gelände kein Vorteil ist.

Steffen, Marcus und Tammy haben für uns teilgenommen, Kerstin musste krankheitsbedingt leider absagen. So fanden wir uns morgens gegen 8 am Schützenhaus ein zur Anmeldung und erlebten den ersten kleinen Dämpfer – auf das Einschießen mussten wir komplett verzichten. Das mag für erfahrende Cracks ok sein, wir fanden es ein wenig merkwürdig. So blieb mehr Zeit für Small-Talk mit neuen und bekannten Gesichtern – wobei die bekannten immer mehr werden; man könnte sagen, wir etablieren uns. Leicht verspätet ging es dann um 9.30 los.

Wir standen 10m vom Böllerschützen entfernt und hatten wirklich garkein Problem damit, den Startschuss zu hören. Wir starteten an Ziel 8, einer Schlange sie sich in einem Baum tummelte und mit ihren schlanken Körper ausreichend Chance bot den Pfeil dahinter im Gestrüpp zu verstecken – was leider Tammy zwei mal testete. Wir waren zusammen mit 3 erfahrenen Schützen aus Hettenhausen in der Gruppe, die sich herzlich anfeindeten, was dem Autor selbst irgendwann ein wenig zu viel war, aber dank der Strapazen des Turniers dann auch auch weniger wurde. Das Schweigen ist die kleiner Schwester der Anstrengung, und davon hatten wir reichlich. Rauf und runter ging es durch das Truppenübungsgelänge, und wäre es kein Rundkurs gewesen, ich könnte schwören es ging deutlich mehr bergauf als -ab. Der Vorteil des Geländes waren aber die dadurch möglichen, abwechlungsreichen Schüsse. Lang, kurz, rauf und runter, keine zwei Schüsse glichen sich, und an vielen Zielen war geschickt mit dem Gelände gespielt worden – immer gab es einen irritierenden Ast oder Baum, eine Kuhle oder der Lichteinfall machten es schwer die Entfernung richtig einzuschätzen. Zumindest Marcus und Tammy hatten damit zu kämpfen, allein Steffen ließ sich davon nicht beeindrucken und traf konstant mit dem ersten Pfeil, sammelte Punkte und war von Anfang der Punktbeste der Gruppe.

Kurz durchschnaufen und dann…

Nach 10 Zielen kamen wir zum Schützenhaus zurück und gönnten uns eine erste Pause. Oft wird einem diese zum Verhängnis, dauert es doch gerne mal bis man anschließend wieder in seinen Rhythmus kommt. Steffen konnte oder wollte sich daran aber nicht erinnern und schoss weiter konstant. Marcus, der mal wieder nicht schnell genug nein gesagt hatte und der Schreiber der Gruppe war nahm dies wohlwollend und beeindruckt zur Kenntnis. Unsere drei Mitschützen aus der Rhön hatten sich inzwischen auch warmgeschossen und spielten ihre ganze Erfahrung aus. Trotz anhaltender Bergaufsteigerei konnten auch sie meist die ersten Pfeile im Ziel verstecken. Dort wo dies nicht gelang, mussten wir leider immer etwas länger suchen, als Backstopp diente meist das Gelände, und das bestand mitunter aus dichtem Laub und weichen Moos, so dass die Pfeilsuche sich etwas hinzog.

Zweite Pause – die wilde Sau macht müde

Ehe wir die letzten sieben Ziele schossen kamen wir nochmal am Schützenhaus vorbei und rasteten kurz. Die Gesichter nun schon deutlich müder, und auch die Sonne hatte inzwischen Spaß daran gefunden und zu brutzeln. Kaum ein Wölkchen am Himmel erbarmte sich uns Schatten zu spenden, und so fiel es schon deutlich schwerer als nach der ersten Pause wieder loszuziehen. Dabei warteten noch das dümmste und das anspruchsvollste Ziel auf. Den weniger schmeichelhaften Titel vergeben wir an Ziel 4, eine Gans, die ohne Backstopp vor hoch gewachsenem Feld stand. Schon ein Ziel vorher wartet nach einem Schuss durch das Sonnenblumenfeld hinter dem Ziel das dichte Nichts, aber hier stand nun wirklich nur eine dünne Gans auf dünnen Beinchen vor dem gewachsenen Feld. Stefan, ein exzellenter Blankbogenschütze ließ hier seinem Ärger verbal vollen Lauf, nachdem er zwei Pfeile nicht mehr fand. Auch für mich nicht nachvollziehbar, dieses Ziel so zu stellen. Man ahnt es, einen ließ das völlig kalt: Steffen

Danke an die Vordereggers!

Zur Kompensation bekamen wir dann aber ein 70m bergauf stehendes Bison als vorletztes Ziel angeboten. Ein sehr reiz- und anspruchsvoller Schuss – den ich wahrscheinlich nie getroffen hätte, wäre ich nicht bei Karin und Didi Vorderegger in die Lehre gegangen, wo wir eine extra Einheit für solche Schüsse bekamen; und so wurde, was bis vor kurzem ein sicheres „M“ auf meinem Punktezettel war, ein Körpertreffer mit dem ersten Pfeil. Wer hoch klettert kann danach tief schießen, und so endete für uns das Turnier mit einem steilen Bergabschuss auf 2 Wildschweine – wobei Steffen natürlich mit dem ersten traf, während Marcus zwei mal ansetze und Tammy nach dem Motto „hab für drei bezahlt, schieß ich dann auch alle!“ verfuhr.

Abrechnung

Am Ende eines anstrengenden Tages hieß es dann zusammenzählen. Marcus konnte das familieninterne Duell knapp gewinnen, und Steffen hatte am Ende satte 422 Punkte auf dem Zettel stehen! Das reichte für ihn in der Jagdbogenklasse zu Platz 15 von 57!

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