(ma) Am 16./17. Juni 2018 besuchte ich ein spannendes und lehrreiches Seminar bei Karin und Didi Vorderegger, zwei erfahrenen Bogenschützen und Trainern aus Österreich. Sie bieten das Aufbauseminar regelmäßig an, und aus Bequemlichkeitsgründen wählte ich den Termin in Jagsthausen bei Ox-Bow. Zudem waren dort auch einige Mitschreiber aus dem Lagerfeuer angemeldet, und die Menschen hinter den Posts kennen zu lernen ist ja auch immer eine spannende Sache.

Was erwartet man von einem Bogenseminar? Nach einer kleinen Vorstellungsrunde ging es ans Warmschießen und einer anschließenden Aufzeichnung des Ist-Zustand. Wir waren eine bunte Truppe mit ein bis fünf Jahren Schießerfahrung und standen wahrscheinlich alle zum ersten Mal 5m von der Scheibe entfernt an einer Videokamera. Anschließend kam dann ein kleiner Theorie-Teil, in dem es um die Unterscheidung zwischen Schuss- und Zieltechnik ging, und die Punkte auf die man dabei achten sollte. Zum Üben bekam ich dann erstmal eine Gummikordel an den Bogen und durfte den Stand, den Aufbau und das Ankern ohne Spannung üben. Wir wurden jeweils in Zweiergruppen zusammengetan und unterstützen uns gegenseitig, während Karin und Didi die Päärchen alternierend in Augenschein nahmen und wertvolle Tipps gaben.

Von der Theorie in die Praxis

Insgesamt herrschte im gesamten Bogenseminar eine fröhlich-konzentrierte Atmosphäre, locker in Ton und Umgang, ohne aber ins Blödeln zu verfallen. Sehr anschaulich verdeutlichten die beiden Coaches wie man seinen Stand prüfen kann und wie einem kleine Änderungen im Ablauf das Leben erleichtern oder auch erschweren können. Nachdem wir den vormittag in der Halle verbracht hatten zogen wir dann nachmittags in den Parcours, um die neuen Impulse in die Tat umzusetzen. Dort sattelten Didi und Karin sogar noch einen drauf und es kamen gleich noch Übungen zu Bergauf- und Bergabschüssen dazu. Jeder Schuss wurde unter Aufsicht der beiden kmmentiert, bereits vorab gab es Hinweise zur Korrektur. Wie es oft so ist, wenn man etwas umstellt will das erstmal gefestigt werden, und ein neuer Anker und Stand wollen erstmal geübt werden. Es zog sich aber, zumindest bei mir, wie ein roter Faden durch: je mehr man den Fokus auf das Zielen legt, desto schwerer wird es die Technik sauber zu halten.

Der erste Tag endete um 17 Uhr, und weil wir für den Tag ohnehin schon bezahlt hatten ging ich in einer kleinen Gruppe noch eine Runde raus – und merkte nach ein paar Zielen, dass der Tag sein Spuren hinterlassen hatte. Die Kraft am Ende, die Konzentration am Boden, und so schlüpfte ich dann in die Rolle des Zuschauers.

Abends traf man sich im „Clochard“ in Sindringen, ich kann die Maultauschen „Allgäu“ sehr empfehlen! In geselliger Runde ging es um Bogenjagd, die DSVGO, Österreich im allgemeinenund speziellen um verloren gegangenes Gepäck und die Tatsache, dass Didi Vorderegger in Schwaben geboren ist.

Aha-Erlebnis Systemschießen

Bison mit Pfeilen - überwiegend in der Killzone

Systemschießen – morgens, fit und glücklicherweise bei 54m die Spitze im Kill. Vor den Vorderbeinen der erste Versuch…

Der zweite Morgen begann mit einem Einstieg ins Systemschießen – was mir, vor allem auf kurze Distanzen sehr schwer fiel – denn den Pfeil zu lösen ohne auf das Ziel zu sehen war für mich als „pseudo-intuitiven“ Schützen schon schwer und fühlte sich anfangs sehr fremd an. Nachdem die erste Scheu überwunden war klappte es aber halbwegs. Vorteilhaft dass wir gleich danach ins Gelände zogen und ein weites Ziel in Angriff nahmen. Jeder durfte seine wohlffühl-intuitive Entfernung ausschießen, danach sollten wir auf System umsteigen. Ich war baff als ich das Ergebnis sah – den ersten Pfeil, der zur Orientierung diente, setzte ich kurz vor das Bison – also ein Stück höher angesetzt, was glücklicherweise ergab dass ich die Spitze ins Kill halten konnte – und prompt flogen 3 Ziele auch dorthin – aus 54m Entfernung!

Nach der Mittagspause ging es dann in die letzte Analyse und einem Vergleich unserer Schüsse, die auf Video gebannt worden waren. Bei fast allen Schützen konnte man nun eine deutliche Verbesserung im Schussablauf sehen, ebenso deren Verlust als es um das Zielen auf weite Entfernung ging und man allzu leicht wieder in alte Muster verfiel. Insgesamt gab es in der Feedback-Runde viele positive Rückmeldungen für Karin und Didi, ich meine Peter war es, der formulierte „ich hatte nicht so viel Spaß wie gedacht, dafür wurde ich richtig gefordert“ – und das traf es ganz gut. Insgesamt habe ich den Eindruck, das Seminar ist sein Geld auf jeden Fall wert, und jeder der offen ist für die Tipps der Vordereggers, kann etwas mitnehmen. Kann, denn das ist das positive an den beiden, sie sind keine Trainer der Art „Ich bin der Guru, mach was ich dir sage und alles wird gut“. Bei allem lassen sie einem die Möglichkeit das mitzunehmen was man brauchen kann und hilfreich erscheint. Ich für meinen Teil habe den Nachfolger des Aufbau-Seminars, die „week of Traditional“ schon in meinen Kalender eingetragen…

Was habe ich für mich persönlich mitgenommen:

  • Idee, wie ich meinen Stand prüfen kann
  • ein neuer, besserer Anker
  • ich ziele garnicht „intuitiv“
  • Zieltechnik: über die Spitze Zielen ab 40m, bis dahin klappt Split Vision ganz gut
  • Bessere Schusstechnik bei bergauf/ab

[envira-gallery id=“723″]