Mit den WolfSkills Reichenberg

Horror-Schießen an Halloween – Shootout Jagsthausen

Dicker Nebel hängt im Jagsttal und verstellt die Sicht auf die Ziele. Gut so, denn als die Sonne sich durchsetzt, sehen wir den Horror, der sich hier als Wettkampfparcours beim Halloween – Shootout getarnt hat.

Während bei unserer Abfahrt in Würzburg um kurz nach 7 Uhr morgens die aufgehende Sonne den kommenden Tag stahlend begrüßt, zieht es mit jedem Kilometer Richtung Süden zu, und am Ende tuckern wir durch dicken Nebel Richtung Stolzenhof. Der ist ein wenig außerhalb und beherbergt Ox-Bow, einen Verein mit Parcours und kleinem Shop. Hier schießt man sich in einer großen Scheune ein, auf 15m, etwas ungewöhnlich – vielleicht machen Profis das auf die Distanz? Hier ist einiges nicht ganz so „einsteigerfreundlich“, das wissen wir, Steffen und Marcus, zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht. Wer weiß, wie der Tag sonst verlaufen wäre – daheim im Warmen auf dem Sofa?

Zum fairen Preis zu haben – und deshalb neu in der Riege der Ziele

Sehr freundlich dagegen scheinen uns die Preise für die ausrangierten 3D-Tiere zu sein, die hier am Scheunenrand stehen, und so beschließen wir spontan für den Verein shoppen zu gehen und unser Zieleportfolio um einen Dachs, eine Ratte und ein Erdmännchen zu erweitern. Nach dem Einschreiben gehts ins Vereinsheim zum Frühstück, alles da was das Herz begehrt inklusive Weißwurst und Brezen; pünktlich um 9.40 gibt es eine kurze Einweisung und dann werden wir zu unserem Startpunkt geleitet. Zu unserer heutigen Truppe gesellen sich Fabian, Julia, Christiane, Felix und Basti – allesamt erfahrener als wir, also viel zu lernen für uns.

Das Grauen versteckt sich hinter Bäumen

Das erste Ziel ist laut Liste ein Vielfraß, der sich plötzlich am Pflock als reichlich eingebaut herausstellt. Ich glaube mein erster Gedanke war so etwas wie „Ach du Sch…“, und auch die Verlautbarungen meiner Mitschützen sind nur bei sehr viel Wohlwollen als freudig zu interpretieren. Durch ein enges Schussfenster auf sportliche Entfernung gilt es das kleine Tier zu treffen, wissend, dass rechts und links pfeilfeindliche Bäume stehen.  Aber wundersamerweise gelingt mir ein Körpertreffen mit dem ersten Pfeil. Puh…

Ein Vielfraß, gut versteckt hinter Bäumen

Weiter geht es zu einem Uhu, die sind bekanntermßen auch nicht wahnsinnig groß, und auch dieser versteckt sich hinter einer Astgabel – zumindest aber ein wenig einfacher als der erste. Ebendieser Pfeil trifft dann auch, und obwohl mir das wie ein doch anspruchsvoller Einstieg erscheint stehen schon die ersten 32 Punkte auf dem Zettel…wenn das wo weitergehen würde, dann…ach, lassen wir das.

Weiter zu einem liegenden Reh, das sich im Nebel noch halbwegs erkennen lässt – durch die Bäume hindurch und wiederum auf mir nicht so geläufige Entfernung. Aber, wieder beruhigt sich der Puls nur langsam, immerhin im dritten Versuch noch knapp erwischt und wieder alle Pfeile überlebt. Aber schon jetzt merke ich, dass ich bei jedem Pflock immer Angst um meine Pfeile bekomme. Ich habe nur 5 dabei und einen Vereinspfeil als Notreserve – mir scheint das ein wenig knapp kalkuliert zu diesem Zeitpunkt. Denn auch am folgenden Wildschwein geht es wieder durch die Bäume durch, aber hej, wie auch immer, der erste Pfeil sitzt im Kill, da steigt man wagemutig auf den Hochstand und jagt die in einer tiefen Mulde stehenden Auerhähne,  ebenfalls mit dem ersten getroffen – und so stehen trotz der anspruchsvollen Ziele nach 5 Runden 72 Punkte auf dem Zettel – ein 14er Schnitt!

Stochern im Nebel – nach Pfeilen

Da hinten sind 2 Steinböcke. Aber wo ist der Pfeil?

Dann aber stehen, auf freiem Feld, aber weit weg, zwei springende Steinböcke in rastloser Erwartung meiner

Pfeile. Der Nebel verhindert dass man die eigenen Pfeile vernünftig sieht, und so steht man nach den Fehlschüssen da und weiß nicht so recht, was man ändern soll. Bin ich zu kurz, zu weit, zu links, zu was? Großes Rätselraten in der Gruppe – und die erste 0 auf dem Zettel. Aber damit bin ich nicht alleine, auch die anderen Mitschützen versemmeln Pfeile en masse – am Ende werden alle wieder gefunden; man muss ja auch die kleinen Erfolge feiern!

Und das feiern fällt schwerer, denn die folgenden Ziel sind alle einer mir bis dato unbekannten Schwierigkeit. Hier sind kleine Tiere tendenziell einen Tick weiter als anderswo, kaum ein Schuss ist frei, immer stehen Bäume rechts und links bereit, hungrig darauf, meine kleinen Carbonistas hämisch zu zerlegen, und wenn ein Bison auf freien Feld am Ende des Nebels wartet, dann auch gefühlte 100m, wo mit meinem schwächlichen  Bogen und meinen mageren Schießkünsten Treffer mehr Glück als wirkliches Geschick sind.  Und der Punktezettel stellt langsam eine höhnische Dokumentation der Überfordrung dar. Und 13 Ziele nach dem ersten Zählen haben sich nur magere 26 weitere Punkte zu den bisherigen gesellen wollen.

Die 0 steht – eine Wildsau muss her!

Wenn schon das mit dem Treffen nicht mehr klappt, dann könnte man doch mal die Klappe aufreißen. „Zeit mal wieder exzellent zu sein!“ schreine ich der Depression nahe in den inzwischen sonnig gewordenen Wald – und jage der am Hang äsenden Wildsau den ersten Pfeil ins Kill! Auch wenn Wildsäue nicht äsen, da sind 20 Punkte und die tun gut. Danach stehen dann wiederum zwei Wölfe leicht bergauf, und wenn wir WolfSkills etwas können, dann Wölfe! Also zack, die nächsten 16 Punkte geholt, auch zwischen den Bäumen sitzende Luchse haben Ähnlichkeit mit Wölfen wenn man nicht so genau hinsieht, und weitere 16 Zähler werden eingefahren. Es folgen ein Vielfraß, ein Bär in dramatischer Enffernung und ein fies stehender Uhu, und schon pendelt sich mein Schnitt wieder da ein, wo er hingehört – im Einsteigerbereich.

Friedhof der Kuscheltiere

Friedhof der Kuscheltiere

Nun wartet die Sonderwertung auf uns – auf Wippen gilt es, ins Kill der komplett schwarzen Tiere zu treffen. Die drei Übungsminuten auf dem neu gekauften Balance-Bord machen sich bezahlt, immerhin treffen alle drei Pfeile das dunkle, tote Tier – und einer immerhin das kaum erkennbare Kill.

Weiter geht es mit einem Dickhornschaf auf, ich würde sagen, 792 Meter…und langsam bekommt man ja Übung auf diese unwirtlichen Distanzen, und mit einer an Routine erinnernden Dreistigkeit setze ich den zweiten Pfeil in den Bauch des seltenen Tieres.

Es geht zurück in den Wald und hier stehen nun auf reletiven engen Raum vier Ziel am Stück. Eine Bande Käuzchen tummelt sich zum Familientreff auf einem Baumrest und dieser wird von uns fröhlich beendet.

Es folgt ein harmloses Muflon, das für hiesige Verhältnisse als einfaches Ziel gilt.  Dann liegt ein Fuchs im Wald herum, natürlich beschützt von Holz gewordener Boshaftigkeit, und endlich der erste, lang herbei gesehnte Pfeilbruch! Das Carbon fliegt so oft gegen den Baum, bis es bricht. Isso. Ein Luchs lauert noch am Ende des kompakten Teils, und dann heißt es schon auf zum Finale…

Aus, aus, das Spiel ist aus!

Eine gemütlich am Wegesrand liegendes Wildschwein ist unsere letzte Station – und da Wildschweine im fahlen Licht des Waldes aussehen wie Wölfe, sind Steffen und ich Experten dafür – und wir beenden beide das Turnier mit einem Kill – irgendwie doch versöhnlich.

Die Truppe des heutigen Tages – krasse Herde!

Es sind jetzt doch glatt 6 Stunden vergangen, seitdem wir losgezogen sind, und obwohl wir zwischendrin nur eine kurze Pause gemacht haben bleiben nur noch 30 Minuten bis zur Abgabe der Zettel.

Rund 6km sind wir gelaufen, und damit haben wir uns nun ein Abendessen und was Kühles zu trinken verdient. Zeit für Ratscherei und Fazit – wahrlich ein Turnier der anspruchsvolleren Sorte, da sind wir uns alle einig, und auch bei der Siegerehrung wird das nochmal ausdrücklich erwähnt – Ox-Box legt Wert auf die Feststellung, dass es kein einfaches Schießen ist, und das soll auch so bleiben, selbst wenn es Beschwerden gibt. Klare Ansage!

Umso erfreulicher, dass ich nur mit einem gebrochenen Pfeil nach Hause komme. Ich hatte bislang selten bis garnicht am Pflock eine so böse Angst um meine Pfeile – aber die dezenten Hinweise meiner Truppe, die Bäume einfach auszublenden, haben doch ein wenig geholfen. Und am Ende stimmt es wohl auch, die Leute die den Parcours stellen wissen was sie tun, die Schüsse waren mitunter brutal schwer, aber alle machbar. Sicher nicht auf meinem Level, aber wenn jedes Turnier einsteigerfreundlich ist, dann fehlt natürlich auch den alten Hasen der Thrill. Und so war es für mich mal eine besondere Erfahrung und ich bin froh dass ich vorher nicht wusste was auf mich zukam, denn sonst wäre ich wohl nicht angetreten.

Steffens Fazit

Ein zum Thema „Halloween“ passendes, aufregendes und spannendes Turnier. Ein anspruchsvoller Parcours mit vielen Pfeilkiller-Zielen, die uns den Puls hoch getrieben und lernen lassen haben, Bäume auszublenden. Die Gruppe war wieder Mal pefekt, da nicht jeder Fehlschuss bierernst genommen wurde. Und wie die Schwaben in der Gruppe gesagt haben: „Ich habe für drei Schuss bezahlt, also schieß ich auch drei.“

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4 Kommentare

  1. M

    Hallo,
    Das ist ein wirklich guter Bericht, sehr schön zu lesen.
    Gegen das anfangs schlecht Wetter kann keiner was machen.

    Ich selbst komme seit 4 Jahren zu den Turnieren am Stolzenhof ( Sommer und Halloween) und muss sagen das die Turniere schon immer anspruchsvoll waren.

    Ich gebe zu, das ich manche Entfernungen etwas weit für traditionelle Bogenklassen finde aber an der Siegerehrung bin ich doch immer wieder erstaunt wie viele Punkte die Plätze 1-3 da haben.

    Für mich selbst war das diesjährige Turnier sehr amüsant.
    Schüsse mit Hindernissen oder weiten Entfernungen spornen mich eher an gut zu sein.
    Und seid mal ehrlich….
    Wenn man keine Hindernisse oder Nahe bzw bekannte Entfernungen schießen will, sollte man FITA (Halle) schießen.
    Und auch das ist nicht einfach.

    • Marcus

      Hallo Markus!
      Ich bin da ganz bei dir – niemand braucht „leichte“ Ziele. Was den Schwierigkeitsgrad angeht ist hier manches schon weit oben, und ich war mitunter versucht, Schüsse auszulassen. Habe ich aber nicht, und ich kam glimpflich davon.
      Ich fände insgesamt eine Andeutung in einem Halbsatz fair, dass es hier zur Sache geht und Funschützen weinen werden, das Niveau darf gerne so bleiben. Ich freue mich jetzt schon auf nächstes Jahr!
      Und das Wetter war super, der Nebel morgens hat zur Atmosphäre beigetragen. Auch wenn ich nicht weiß wie manches weite Ziel da zu treffen gewesen wäre…
      Servus,
      Marcus

      • Christina Ostertag

        Hallo Markus, Deinen Ausführungen kann ich nur beipflichten . Ich finde auch, dass einfach das Turnier so anspruchsvoll bleiben sollte wir es ist. Nur sollte vielleicht die Platzierung der Ziele überdacht werden, denn es gibt auch schützen die 1.60m groß sind und dann nur Gestrüpp sehen und sonst nichts.

  2. M

    Hallo,
    Das Problem der kleineren Schützen habe ich auch schon gesehen und gemeldet.

    Mal sehen ob sich das bessert.

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